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Grand Canyon of Germany

Die fünfte und letzte Etappe der West-Ost-Relation des Harzer Hexenstieges bildet einen wahrhaftig majestätischen Abschluss dieser Wanderroute. Zugleich stellt sie, besonders nach bereits einigen Tagen des Wanderns, die anspruchsvollste Etappe dar. Mit jedem Schritt wird diese Etappe spektakulärer und schöner, und sie entschädigt somit für die vierte, eher langweilige Etappe. Der Startpunkt dieser Etappe liegt in Altenbrak und führt zunächst über einen Feldweg oberhalb des Ortes über den Osterberg, bevor der Abstieg zur Bode beginnt. Bis Treseburg verläuft der Weg noch recht unspektakulär und fast schon langweilig. Ab Treseburg jedoch betritt man den "Grand Canyon of Germany", die einzige Klamm im Harz, das Bodetal, was die ganze Sache gleich noch aufregender macht. Die geologische Zeitreise auf den letzten 10 Kilometern von Treseburg bis Thale ist einzigartig. Vor ca. 360 Millionen Jahren ereigneten sich hier durch Bewegungen im Erdinneren untermeerische Schlammströme, auch Olisthostrome genannt, was man in der Schlucht gut erkennen kann. Ebenso spektakulär sind die gefühlt endlosen Schieferhalden. Kurz gesagt: Man kann es zwar beschreiben, aber man muss es selbst vor Ort gesehen haben.

Vom König der Löwen bis zu Geröllfeldern

Bereits der Beginn der Bodeschlucht ist spektakulär. Links die Bode: reißend, wild, laut. Rechts steile Felswände. Dazwischen ein schmaler Weg, den man entlangläuft, hinauf zur Sonnenklippe, einem Aussichtspunkt, der mich an die Felsen aus "Der König der Löwen" erinnert.

Im weiteren Verlauf des Hexenstieges sieht man auf der gegenüberliegenden Seite hohe Granithalden, aber auch auf der eigenen Seite durchläuft man Granithalden. Man muss hier mehrfach aufpassen: Bei feuchtem Wetter ist der Weg sehr rutschig, überall liegt loses Geröll und Gestein auf dem Weg. Hinzu kommt die Gefahr von Felsschlägen, Erdrutschen und herabfallenden Ästen und Bäumen, wovor immer wieder gewarnt wird.

Der schmale Weg erfordert zudem Trittsicherheit und festes Schuhwerk. Umknicken sollte man hier möglichst nicht, auch nicht abrutschen, denn zur Bode geht es teilweise senkrecht viele Meter hinab, und nicht überall ist der Weg durch ein Geländer gesichert. Wenn einem Wanderer entgegenkommen, wird es manchmal eng, und man muss hin und wieder warten, bis eine Engstelle passierbar ist. Man wird immer wieder mit grandiosen Aussichten in die Schlucht belohnt. Durch das eigene Mikroklima war die feuchte Witterung und die zuvor warmen Temperaturen über 30°C bei meiner Wanderung ausschlaggebend dafür, dass die Anstiege innerhalb der Schlucht, welche teils steil und beschwerlich waren, sehr schweißtreibend waren. So sehr sogar, dass ich mein T-Shirt am Ende auswringen konnte.



Über die Teufelsbrücke zu den Mythen der Wikinger

Über schmale Stege und Brücken führt der Weg kurz vor Thale. Hier befindet sich auch die berühmte Teufelsbrücke. Legenden und Sagen besagen, dass der Teufel persönlich geholfen hat, sie zu errichten, und als Tribut eine Seele verlangte - die Seele des ersten Lebewesens, das die Brücke überquerte. Der kluge Baumeister trieb eine Ziege vor sich her, als er die Brücke überquerte, und überlistete so den Teufel.

Beim Überqueren der Teufelsbrücke blickt man direkt auf die Bode. Das Wasser scheint hier unten zu kochen, daher trägt dieser Bereich den Namen "Bodekessel". Über weitere Brücken entlang der senkrechten Felswände geht es weiter zum Gasthaus und Biergarten "Königsruh", bevor das Bodetal einen mitten in Thale ausspuckt. Ein kurzer Weg durch einen kleinen Park in Thale bildet den perfekten Abschluss des Harzer Hexenstieges.

Thale hat eine reiche Geschichte, die bis in die Zeit der Wikinger zurückreicht. Diese Verbindung mit den Wikingern und ihrer Mythologie macht Thale zu einem faszinierenden Ort für Geschichtsinteressierte und Liebhaber nordischer Legenden.

Eine der bemerkenswertesten Verbindungen zwischen Thale und den Wikingern ist die Teufelsmauer. Diese beeindruckende Felsformation erstreckt sich über mehrere Kilometer durch die Region und wurde schon in vorchristlicher Zeit von den Germanen und später auch den Wikingern als heiliger Ort verehrt. Die Teufelsmauer, deren Ursprung und Entstehung bis heute Rätsel aufgeben, trägt zu einer mystischen Atmosphäre bei, die die Vorstellungskraft anregt und die Fantasie beflügelt. Darüber hinaus ranken sich zahlreiche Legenden und Mythen um Thale und seine Umgebung. Einige dieser Geschichten beziehen sich auf Begegnungen mit den Wikingern, die angeblich die Gegend durchstreiften und ihre Spuren hinterließen. Es wird erzählt, dass die Wikinger Thale als Ort der Kraft und der mystischen Energien betrachteten, was zu verschiedenen Ritualen und Opferungen geführt haben soll.

Ein weiteres faszinierendes Element der Wikingermythologie, das mit Thale in Verbindung gebracht wird, sind die sagenumwobenen Nordmannen. Es wird spekuliert, dass sie in den umliegenden Wäldern und Bergen versteckte Siedlungen und Heiligtümer errichteten, die bis heute unentdeckt geblieben sind. Diese Vermutungen und Geschichten tragen dazu bei, Thale als einen Ort der geheimnisvollen Vergangenheit und der ungelösten Rätsel darzustellen. Neben den Legenden und Mythen bieten auch archäologische Funde und historische Stätten in Thale Einblicke in die Beziehung zwischen der Stadt und den Wikingern. Ausgrabungen haben Artefakte zutage gefördert, die darauf hindeuten, dass Thale ein bedeutender Handelsplatz und möglicherweise sogar ein Siedlungsort für Wikinger war.

Insgesamt ist Thale ein Ort, der die Vorstellungskraft beflügelt und die Neugier weckt, besonders für diejenigen, die sich für die faszinierende Welt der Wikinger und ihrer Mythologie interessieren. Die Verbindung zwischen Thale und den Wikingern verleiht der Stadt eine einzigartige Atmosphäre und macht sie zu einem lohnenden Ziel für Abenteurer und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.


Etappendaten

Etappe 5: Altenbrak – Thale (13,7 km)

Wegezeit: Ca. 5,5 Stunden

Anstieg: 811m, Abstieg: 937m

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